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Terrewode
FISTULA
Hospital

TERREWODE
FISTULA
HOSPITAL

Uganda TERREWODE Women's Community Hospital
in Soroti (Ost-Uganda)

  •   30-Betten Fistelbehandlungszentrum
  •   30-Betten Rehabilitationsgebäude
  •    OP Trakt mit Zwei Operationstischen
  •    Zwei Ambulanzräume

Frauenklinik
mit Rehabilitations- und Reintegrationabteilung

Das kleine, autarke Fistelkrankenhaus wurde im Sommer 2019 eröffnet und liegt nahe der Bezirkshauptstadt Soroti im ländlichen, unterentwickelten Osten Ugandas.

Frauen mit Geburtsverletzungen werden dort ganzheitlich behandelt.

Karte Afrika

Operative Versorgung

Alle Behandlungsschritte sind spendenfinanziert und für die Patientinnen kostenlos, die Weiterbetreuung in Selbsthilfegruppen erfolgt oft über viele Jahre. Bei voller Auslastung kann das Krankenhaus jährlich 600 Frauen mit Geburtsverletzungen behandeln und sie bei der Wiedereingliederung in ihre Gemeinden unterstützen.

Erbaut wurde das Krankenhaus innerhalb von 18 Monaten, begleitet von unserer Dachorganisation, der International Fistula Alliance (IFA), finanziert mit Spenden aus Australien und USA.

Fistula e.V. hat die Einrichtung des Operationssaals zu großen Teilen finanziert, außerdem die Operationsinstrumente und die für die Wiederaufbereitung erforderliche Ausrüstung. Weiterhin beraten wir zu Hygiene, Patientenverwaltung, Qualitätsmanagement und Arbeitsorganisation im OP und Umgebung. Moderne Standards werden den Möglichkeiten in Uganda angepasst und gemeinsam mit dem dortigen Team entwickelt.

Seit der Eröffnung hat das nach dem Vorbild von Catherine Hamlin’s Fistula Hospital in Äthiopien arbeitende Krankenhaus bereits Hunderten von Frauen geholfen. Fistula e.V. unterstützte das Fistula Hospital in Äthiopien zwischen 2003 und 2019.

Das Hospitalgebäude

Das Krankenhaus verfügt derzeit über 30 Akutbetten, die ausschließlich zur Behandlung von Geburtsverletzungen zur Verfügung stehen. Im großen Krankensaal mit 24 Betten geht es munter zu, die Patientinnen unterhalten sich angeregt und unterstützen sich gegenseitig. Daneben gibt es ein Isolationskrankenzimmer mit zwei Betten und ein weiteres Krankenzimmer im Nebengebäude, in dem Frauen übernachten können, wenn sie von weit entfernten Regionen kommen und auf OP oder Heimtransport warten müssen.

Es gibt zwei Ambulanzräume und einen geräumigen Operationssaal mit derzeit zwei OP-Tischen. Angeschlossen ist ein eigenes Blut- und Urinlabor, Räume zur Instrumentenpflege und -sterilisierung, eine kleine Einheit für Physiotherapie und die Krankenhausapotheke.

Terrewode
Fisteloperation in TERREWODE, Dr. Fekade, Dr. Josephine und Dr. Tino

ERSTKLASSIGE MEDIZINISCHE VERSORGUNG

Dies ist das Ziel des Fistulahospitals, derzeit wird an den Statuten eines "Centers of Excellence", also einem Zentrum bestmöglicher Qualität der Versorgung mit modernen Standards gearbeitet. Dr. Barbara Teltschik von Fistula e.V.  unterstützt diese Bemühungen zusammen mit Dr. Fekade Ayenachew in Workshops.

Dr. Fekade Ayenachew gilt als einer der weltweit führenden Fistelchirurgen und ist zertifizierter Trainer der FIGO (Internationale Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe), die ein Leitlinienkompendium und Operationsstandards für die Therapie von Geburtsfisteln entwickelt hat. Lange Jahre war er Chefarzt im  Hamlin Fistula Hospital in Addis Abeba in Äthiopien und war der erste, der in unserer Fellowship die Zusatzbezeichnung "Urogynäkologie "mit Erfolg bestanden hat. Er begleitet die Anfangsphase des Terrewode Fistula Hospitals mit seinem Know How und  trainiert die beiden Ärztinnen, Dr. Tino Okedi, eine junge Gynäkologin, und Dr. Josephine Namugenyi, eine Chirurgin, die sich derzeit noch in der Weiterbildung zur Urologin befindet. Außerdem wird das Team unterstützt vom örtlichen Chefarzt der Urologie in Soroti, Dr. Fred Kirija, und weiteren, engagierten Fistelchirurgen Ugandas.

Derzeit werden neben Geburtsfisteln ausgedehnte, vernarbte Dammrisse, Gebärmuttervorfälle und Urinfisteln nach vorausgegangenen, anderen gynäkologischen Eingriffen operiert.

Mit unseren Spenden konnten wir das Niveau der Operationen mit einem spezialisierten Operationsset, Elektrochirurgie und  flexiblen OP-Tischen deutlich heben, für die genaue präoperative Diagnostik steht nun die Blasenspiegelung (Cystoskopie) zur Verfügung. Ein urodynamischer Meßplatz ist geplant.


Terrewode
Paul Ochen, engagierter Physiotherapeut bildet Schwestern in den Grundlagen der Krankengymnastik aus.

Physiotherapie
Essentieller Bestandteil der Therapie von Geburtsfisteln

Geburtsfisteln führen aufgrund von Gewebstod und Entzündungen zu ausgedehnten Verletzungen im kleinen Becken. Neben Blase, Darm, Vagina, Gebärmutter sind oft wichtige Strukturen wie Nervenversorgung und Schließmuskel betroffen. Die Funktionen von Blase und Darm müssen wiedererlernt werden, neben der Operation ist das Beckenbodentraining integraler Bestandteil der Therapie. Aber auch Begleitverletzungen wie die Fußheberschwäche (Peroneusläsion), die durch Druck auf Nervenstränge im kleinen Becken entsteht, müssen behandelt werden. Manche Frauen brauchen Monate, bis sie wieder gehen können. Schon vor der Operation beginnen die Übungen, die während der Rehabilitation und Reintegration fortgesetzt werden.

Die Therapie folgt modernen Standards, mit Paul Ochen konnte am Ort ein engagierter Physiotherapeut geworben werden. Bei seinem  stundenweisen Einsatz im Krankenhaus bildet er zwei Schwestern in den Grundlagen der Krankengymnastik aus, um frühzeitig die Beweglichkeit und Kontinenz der Patientinnen zu fördern. Die Ausbildung wird begleitet von Tracy Spitznagle, Physiotherapie-Professorin der Washington University School of Medicine in St. Louis und Mitglied im Vorstand des Worldwide Fistula Fund, einer amerikanischen Organisation, die TERREWODE seit Jahren unterstützt. Trotz der Corona-Pandemie konnte mittels Webinaren und Online-Tutorials 2020 die Abteilung eröffnet werden.

Psychologische Betreuung
Baustein der ganzheitlichen Patientenversorgung

Viele Fistelpatientinnen sind schwer traumatisiert nach der grausamen Erfahrung ihrer Geburt. Nach oft tagelangem Verlauf ohne fachliche Hilfe und stärksten Schmerzen werden sie meist ohne Neugeborenes und mit permanenter Inkontinenz zurückgelassen. Viele suchen dafür die Schuld bei sich selbst.

Einige der jungen Mädchen wurden bereits während ihrer oft ungewollten Schwangerschaft von der Familie verstoßen, nicht wenige von ihnen wurden vergewaltigt. Aber auch verheiratete Frauen werden von ihren Männern verlassen, neben der sozialen Isolierung wissen sie nicht, wie sie sich und ihre Kinder ernähren sollen. Viele der Frauen sind schwer depressiv und suizidgefährdet.

Deshalb steht die ganzheitliche Patientenversorgung im Fokus der Fistelversorgung. Bereits vor der Operation müssen die Patientinnen psychisch gestützt werden. Schon das Eintreffen in dem geschützten Raum des Krankenhauses, wo sie freundlich aufgenommen werden und das Gespräch mit ebenfalls betroffenen Frauen sind von großer, unmittelbarer Hilfe. In Afrika ist die Gemeinschaft in Familie und Dorf von großer Bedeutung, diese Geborgenheit bekommen die Patientinnen im Krankenhaus von Ärzten, Schwestern, Sozialarbeiterinnen und Mitpatientinnen. Wichtig sind auch ehemalige Patientinnen, die in der Krankenbetreuung, Reintegrationsabteilung und Küche mitarbeiten - eine Demonstration, dass das Leben weitergeht!

Terrewode
Schwester Agnes mit dem Psychologen Jackson Madaya im Rollenspiel

Da es kaum Psychologen in Uganda gibt, muss die Patientenbetreuung auf alle Schultern der Mitarbeiter verteilt werden. Während des Lockdowns der Coronapandemie blieb Zeit, um mit Workshops zu beginnen und Theorie und Praxis zu erlernen. In Rollenspielen lernen die Schwestern, wie sie sich dem sensiblen Thema nähern und die Patientinnen stützen können. Aber auch, wie sie erkennen können, dass sich ihre Schützlinge in Ausnahmesituationen befinden und wann ärztlich-psychiatrische Hilfe unerlässlich wird. Ziel ist es, den Patientinnen eine optimale, ganzheitliche Versorgung zu ermöglichen, aber auch den Pflegenden Hilfestellung zu geben, sich mit den psychischen Belastungen ihrer Arbeit auseinanderzusetzen.

Reintegration Fistula Patientinnen

Reintegration
Rehabilitations- und Reintegrationabteilung

In einem zweiten Gebäude mit ebenfalls 30 Betten werden Rehabilitationsmaßnahmen durchgeführt und Reintegrationskurse abgehalten.  In funktionell gestalteten Räumen finden unter anderem lebenspraktische Kurse wie Kochen, Handarbeit und Brennstoffherstellung aus Tierdung statt.

Das Ziel ist die spätere Unabhängigkeit und selbstbestimmte Zukunft der mittellosen Frauen. Das Programm war vor 20 Jahren der Ursprung der ugandischen Hilfsorganisation TERREWODE und ist an der Lebensrealität der aus ärmlichsten, ländlichen Verhältnissen stammenden Patientinnen orientiert. Nach Entlassung haben die Patientinnen die Möglichkeit, sich einer der 60 Selbsthilfegruppen anzuschießen, die als OFAAN ("Obstetric Fistula Awareness and Advocacy Network") der Organisation angeschlossen sind.

Nach der Operation werden die Patientinnen erst einmal bis zur Wundheilung nach Hause geschickt. Sechs Wochen später kommen sie in bunten Kleidern und stolz zurück. Sie erzählen vom Erfolg ihrer Operation, haben aber auch viele Fragen zur Ursache im Gepäck, inspiriert durch die Gespräche mit den Mitpatientinnen. Es benötigt nun nochmals Physiotherapie, aber auch psychische und sozio-ökonomische Stärkung.

"Im zweiwöchigen Empowerment-Training schaffen wir die Grundlage, Frauen mit ihren individuellen Bedürfnissen wieder in ihre Dorfgemeinschaft zu integrieren." sagt Alice Emasu. "Dies war der Beginn unserer Bewegung und wir prüfen während dieser Zeit, ob eine längerfristige Betreuung der Patientin und ihrer Familie erforderlich wird. Außerdem suchen wir für die Zukunft eine dörfliche Selbsthilfegruppe in der Umgebung, um sie für Ihre Zukunft zu stärken."

Das Programm umfasst Alphabetisierung, Informationsveranstaltungen über den Zusammenhang der Geburtsfisteln, Prävention und Familienplanung, Ernährungsunterstützung und -erziehung, Schulung beruflicher und unternehmerischer Fähigkeiten. Dazu gehört auch die Organisation von Mikrokrediten innerhalb der Frauengemeinschaft, da viele nicht damit rechnen können, wieder in der Familie integriert zu werden.

Neben modernen Schulungsräumen im eigenen Neubau mit Näh- und Werkraum wurde auf dem Klinikgelände ein Gemüsegarten und Tierstall mit Ziegen und Hühnern angelegt, um Grundlagen der Landwirtschaft zu vermitteln. Jede Patientin darf sich nach ihren Fähigkeit ein berufliches Schulungsthema aussuchen.