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Fistula e.V.

Weltfistulatag 2025

Liebe Fistula-Förder*innen und -interessierte,

Der Weltfistulatag  am 23.5. ist in Subsahara-Afrika gut bekannt und wird auch von den Behörden unterstützt. Es gibt oft große Kampagnen, um das Problem publik zu machen, unterstützt von Krankenhäusern und nationalen wie internationalen Fistula-Organisationen. Ein großer, aber auch sehr trauriger Tag, denn immer noch sterben viel zu viele Frauen während der Geburt oder erleiden schwere Geburtsverletzungen. Das wäre vermeidbar! Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) will Geburtsfisteln bis 2030 ausrotten – davon ist man leider weit entfernt. In Bürgerkriegsländern wie Burkina Faso und dem Sudan nehmen sie seit 2020 sogar zu! Viele Staaten haben ihre Ausgaben für die Entwicklungszusammenarbeit massiv gekürzt, allen voran die USA und Großbritannien. Das verschärft die Situation erheblich, da staatliche Programme zur Verbesserung der Gesundheitssysteme, insbesondere die Versorgung bei Schwangerschaft und Geburt, im Globalen Süden nicht mehr finanziert werden können.

Frauen im Globalen Süden brauchen unsere Unterstützung!

ARENA Weltfistulatag
Unsere erste Vorsitzende, Dr. Barbara Teltschik, ist vor wenigen Tagen von einer Projektreise aus Burkina Faso zurückgekommen und hat dort die intensiven Vorbereitungen unserer Partnerklinik ARENA zum Weltfistulatag am 23.5. begleitet. Der ganze Stadtteil wird eingeladen, es gibt traditionelle Fleischspießchen und natürlich viel Information zum Thema: „Ihre Gesundheit, ihr Recht: Eine Zukunft formen ohne Geburtsfisteln“. Die Hoffnung auf Verbesserung der Situation und Hilfe von Seiten der Regierung ist groß, Publicity und Informationen über die kostenfreie Therapie ist für die Bevölkerung außerordentlich wichtig! 

Große Schritte nach vorne im ARENA Fistula Hospital

Wir können Ihnen über zwei Reisen nach Ouagadougou in diesem Frühjahr berichten. Im März stand die Instrumentenaufbereitung im Zentrum des Besuchs, im Mai konnte endlich die Endoskopie in das diagnostische Spektrum des Krankenhauses aufgenommen werden.

Projekt "Instrumentenaufbereitung" erfolgreich abgeschlossen!

Seit August letzten Jahres ist die neue Aufbereitungseinheit, die Fistula e.V. mit Ihren Spendengeldern und Unterstützung der APO-Bank finanziert hat, in Betrieb. Die beiden Mitarbeiter Pascal und Goro sind stolz ihrem neuen Arbeitsplatz, der blitzsauber glänzt. Konzentriert reinigen, desinfizieren und trocknen sie die Instrumente. Nach Funktionskontrolle unter einer Lupenleuchte werden die Instrumentensets in Container gepackt und Einzelinstrumente in Beuteln versiegelt. In den letzten Monaten hat sich dies zur Routine entwickelt und sie erledigen alles mit Engagement ohne Fehler.

ARENA Instrumentenaufbereitung
Goro, Binnenflüchtling aus einem zerstörten Dorf im Osten des Landes, führt seine Arbeit im ARENA Fistula Hospital  begeistert aus. Hier kontrolliert er die Sauberkeit der Instrumente und packt einen OP-Container.

Die Arbeitsanweisungen, die während dieser Zeit erarbeitet wurden, sind nun zu sehr detaillierten Vorschriften geworden, um die Qualität der Instrumente zu erhalten und Infektionen zu vermeiden. Letzteres ist besonders wichtig, um den Operationserfolg nicht zu beeinträchtigen. Mikrobiologische Laboruntersuchungen sind teuer und dauern hier lange, auch stehen trotz zunehmender Unempfindlichkeit der Keime nur wenige Antibiotika zur Verfügung. 

Zum Abschluss des Besuchs erfolgte eine anonyme schriftliche Befragung der Ärzte, des Apothekers und der in der Sterilisationseinheit tätigen Mitarbeiter, um den Erfolg unseres Projektes zu bewerten. Einhellig wurden Projektleitung, Ausbildungseinheiten und Equipment als gut bis sehr gut bewertet. Alle waren der Meinung, dass sich die Qualität ihrer Arbeit durch das Programm deutlich verbessert habe. Zitat: „Trotz der räumlichen Enge haben wir nun die beste Sterilisationseinheit in ganz Burkina Faso.“

ARENA_Reintegration
Hebamme Brigite Zongo erklärt den Geburtsvorgang anhand von Schaubildern.

Aufklärung als wichtiges Instrument der Reintegration

Es blieb immer wieder Zeit, die Patientinnen während der verschiedenen Aktivitäten der Reintegration zu begleiten. Zweimal pro Woche sitzen alle zusammen und lauschen der Hebamme Brigitte Zongo, die mit Bildtafeln einen Vortrag über Fisteln und ihre Ursachen sowie die Maßnahmen zu ihrer Verhinderung hält. Normalerweise wird hier im Hof immer viel besprochen, alle durcheinander in verschiedenen Sprachen. Doch jetzt sitzen sie alle ganz ruhig da und folgen diesem Vortrag gespannt. Anders als in Uganda sind die Frauen hier sehr viel schüchterner, kaum eine will über ihre Erfahrungen berichten, zu Fragen muss man sie richtig ermuntern.

Die Nähstube wurde zwischenzeitlich renoviert und strahlt nun hell. Gerne würden wir dieses Programm finanzieren, da tatsächlich eine Berufsausbildung durch einen Schneider stattfindet. Dieses Programm steht insbesondere für junge Frauen offen, die von Partner und Familie verstoßen wurden und somit keinerlei soziales Netzwerk haben. Derzeit bemüht sich Rasmata, die Ehefrau von Dr. Itengré und Verantwortliche für die Reintegration, einen Lehrer zu rekrutieren, um ein minimales Bildungsniveau für die Mädchen zu ermöglichen, denn die meisten können weder lesen noch schreiben.

Das trifft für das Nomadenmädchen Hamsatu zu, eine 15-jährige Fulani, die schon beim letzten Besuch im August im Krankenhaus war. Mit 13 Jahren an einen alten Mann verheiratet, erlitt sie mit 14 die Totgeburt des Kindes und ein schweres Geburtstrauma. Ganz allein kam sie ins ARENA Fistula Hospital. Die Operation konnte sie nicht komplett heilen, sie verliert immer noch etwas Urin. Ihre Mutter hatte am Telefon versprochen, sie abzuholen – niemand kam bisher. Auch mit der Ausbildung zur Schneiderin wird es für sie schwer werden, denn eine Frau allein kann selten genug verdienen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, insbesondere als Analphabetin.

 

Spende für die Reintegration junger Frauen in Burkina Faso

Die Nähkurse für junge, alleinstehende  Frauen sind ein wesentlicher Bestandteil der Reintegration, um später ein selbst-bestimmtes Leben zu führen. Ergänzende Alphabetisierung ist in Planung.

Wir wollen dieses wichtige Engagement ermöglichen – mit Ihrer Spende.
 
Eigentlich wollten wir bei dieser Gelegenheit auch die Endoskopieeinheit aufbauen, doch leider werden die Zollformalitäten auch in Burkina Faso immer komplizierter. Stundenlang saßen wir beim Chef der Zollbehörde, um das Equipment zu erhalten. Obwohl es eine Spende an eine soziale Einrichtung war, die vom Gesundheitsministerium anerkannt ist, sollte ein extrem hoher Zoll bezahlt werden. Diese Regelung sei nun neu, meinte der freundliche Beamte und man sah ihm die Unsicherheit an. Die Militärregierung setzt zunehmend ihre Regelungen durch und versucht, Einnahmen zu generieren. Um so erstaunlicher war, dass zehn Minuten vor Abflug unangekündigt die voll bepackte Palette vor der Tür stand. Der Chef vom Zoll hatte sich tatsächlich für uns eingesetzt! Alle strahlten, doch bedauerlicherweise mussten wir entscheiden, den Karton verschlossen zu lassen bis zum nächsten Besuch.

Endlich eine Endoskopie für das Krankenhaus!

Barbara Teltschik entschied sich, möglichst bald wieder zu reisen, um die wichtige Neuerung für die Klinik einzuführen. Sechs Wochen später war sie wieder vor Ort, hier ihr Bericht:

 „Gleich am ersten Tag ging es zur Sache. Unterstützt von meinem Team aus der Instrumentenaufbereitung packten wir den riesigen Karton aus, legten die empfindlichen Instrumente beiseite und bauten den Cystoskopie-Turm zusammen. Eine Aufbauanleitung lag nicht dabei, aber am Nachmittag hatten wir’s geschafft und alles funktionierte. Wir setzten die Instrumente zusammen und Dr. Itengré Ouédraogo, der Chefarzt des ARENA Fistula Hospital, führte die erste Untersuchung an einem Modell aus, das ich aus einer Plastikkaraffe gebastelt hatte – Plastikstückchen als Steine und einem geknickten Strohhalm als Harnleiter – wenn man wenige Mittel hat, braucht man Fantasie!

Der Rest der Woche verging wie im Flug, mit theoretischen und praktischen Fortbildung zu Technik, Instrumentenkunde, Zusammenstellen von Sets und Sterilisation. Insbesondere die Optiken der Endoskope sind sehr empfindlich und verzeihen keine falsche Behandlung. Doch das Team zeigte das übliche Engagement, alles schnell zu lernen und umzusetzen. Auch medizinische Themen standen auf dem Programm, an den Präsentationen nahmen neben den ARENA-Ärzten auch Kollegen aus anderen Kliniken teil.

ARENA_Cystoskopie
Der Cystoskopie-Turm steht! Nun muss nur noch die französische Sprache eingestellt werden
Am Montag der Folgewoche konnte die erste Blasenspiegelung im Krankenhaus stattfinden. Zwischenzeitlich war Dr. Delphine Ye angereist, eine Urologin aus Bobo-Dioulasso, die bei Dr. Itengré eine Ausbildung in Fistelchirurgie erhält. Er ist Ausbilder im Fistula-Programm der Weltorganisation für Gynäkologie und Geburtshilfe (FIGO) und hat in ihr eine talentierte Schülerin. Sie hatten gleich einen sehr komplizierten Fall einer voroperierten Patientin ausgesucht, der vor einigen Jahren bereits beim Kaiserschnitt wohl beide Harnleiter verletzt wurden, was zur Harnstauung führte. Die Blase war narbig verzogen und kaum funktionstüchtig. Hoffentlich kann die Nierenfunktion mit der geplanten Operation wieder verbessert werden.
 
Die Zeit raste, das OP-Programm war voll und die Vorbereitungen für den Weltfistulatag nahmen viel Zeit in Anspruch. So konnten wir leider nicht so viele Untersuchungen wie geplant durchführen. Doch Dr. Delphine kennt die Instrumente und in den nächsten zwei Wochen ergeben sich im Rahmen ihres Aufenthaltes sicherlich noch einige Möglichkeiten zum Training einer Blasenspiegelung.
ARENA_Cystoskopie
Die erste Blasenspiegelung am ARENA Fistula Hospital

Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich auch persönlich bei Frau Dr. h.c. mult. Sybil Storz, ehemalige CEO der Weltfirma KARL STORZ bedanken, die nun nach Uganda, unserem zweiten wichtigen Partner eine komplette Endoskopieeinheit gespendet hat. Als Urologin sehe ich die wichtige Aufgabe dieser Technik zur Behandlung, insbesondere der schwierigen Fistula-Fälle. Vorwiegend die Patientinnen, bei denen die erste OP misslang oder die Inkontinenz unverändert blieb, profitieren davon. Für ARENA ist diese Spende von unschätzbarem Wert! Danke!

KLS Martin spendete Untersuchungsleuchten und zwei Stirnlampen, die bei vaginalen Operationen und Stromausfall sehr wichtig sind. Wichtiges Equipment für die Klinik und wieder war es problematisch, den Zoll davon zu überzeugen! Eine der Stirnleuchten bekam Dr. Delphine, die junge Urologin, die ja in einer anderen Stadt arbeitet. Es blitzte nicht nur das Licht auf beim Anprobieren, sondern auch die Augen der Kollegin. Strahlend zeigte sie allen ihr Geschenk.

Ein weiteres Ereignis war unser Besuch bei der Deutschen Botschaft in Ouagadougou, wo wir sehr freundlich empfangen wurden und die Gelegenheit hatten, die Arbeit von Fistula e.V. und ARENA sowie unsere Kooperation vorzustellen. Das Botschaftsteam für Entwicklungszusammenarbeit wird die Klinik schon in den nächsten Tagen besuchen, um sich alles vor Ort anzusehen. Leider bin ich nicht mehr dabei!“

Unterstützen Sie unsere Projekte in Uganda und Burkina Faso, spenden Sie dort, wo die Hilfe bei den Menschen ankommt!

 

Instrumentenset für die Bauchchirurgie im ARENA Fistula Hospital

Wir unterstützen das ARENA Fistula Hospital, OP-Sets zusammenzustellen, um den Erfordernissen der komplexen Verletzungen bei Geburtsfisteln gerecht werden zu können. Wir haben zwischenzeitlich zwei Sets für die Bauchchirurgie bestellt, die komplette Finanzierung steht jedoch noch aus.
Unterstützen Sie unser wichtiges Vorhaben!
 

Neues vom Verein

Am 13.3. hat Barbara Teltschik einen wissenschaftlichen Vortrag über Geburtsfisteln beim diesjährigen Koloproktologen-Kongress in Augsburg gehalten. Es ist immer wieder erstaunlich, wie wenig wir hier in Deutschland – auch Fachpersonal - über Geburtsfisteln und ihre Folgen wissen.

Sprechen Sie mit Ihren Freunden und Verwandten über das Thema. Unser gemeinsames Engagement stärkt die internationale Verständigung und Kooperation. Das Recht auf Gesundheit ist ein Menschenrecht, in der Geburtshilfe wird es in vielen Ländern verletzt. Stärken wir die Position der Frauen in Deutschland und der ganzen Welt!

Alles Gute wünscht Ihnen das Team von Fistula e.V. 

Dr. Barbara Teltschik
Vorstand Fistula e.V.

Logo Fistula e.V.
 
Informieren Sie sich doch auch über Social Media!

Spendenkonto Fistula e.V.

Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank)

IBAN: DE29 3006 0601 0081 2834 05

BIC (SWIFT-CODE): DAAEDEDDXXX

Fotos: Dr. Barbara Teltschik, ARENA - Copyright: Fistula e.V.

Wenn Sie diese E-Mail (an: strubel@ideenzone.de) nicht mehr empfangen möchten, können Sie diese hier kostenlos abbestellen.

 

 

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